Eine Klientin erlebt viel Leid und Schmerz durch die Trennung des Ehemannes wegen einer anderen Frau. Nach einer intensiven Beratungszeit kommt die 41-jährige, dreifache Mutter zu der Aussage: „Ich müsste meinem Mann eigentlich noch dankbar sein für diese Trennung und Katastrophe.“
Wie kam es zu dieser Feststellung?
Sie hat erkannt, dass sie in der Ehebeziehung nicht sie selbst war, vieles falsch gemacht hat, sich alles gefallen hat lassen und letztlich der Fußabstreifer in der Ehe und Familie war. Nachdem sie ihre falschen Selbstbilder, Denkmuster und Verhaltensweisen erkannt und verändert hatte und zu sich selbst zum ersten Mal eine erfüllte, positive Beziehung aufbaute, spürte sie voll Freude, wer sie ist. Diese erstaunliche Wandlung und neue Lebensqualität hat sie stark beeindruckt und führte dazu, die Trennung und das Nein des Ehemannes ganz neu zu bewerten. Das folgende Mail schrieb sie an ihren Mann und entschied sich, es nicht abzuschicken:
Ganz egal, welche Fehler ich gemacht habe und machen werde. Ganz egal, welche Lasten aus der Vergangenheit ich mitgebracht habe. Ich hatte nie verdient, nicht (mehr) geliebt, belogen, benutzt, beschmutzt und weggeworfen zu werden. Kein Mensch hat das verdient. Liebe ist keine Liebe, wenn sie an ein sauberes, ordentliches Haus und an ein Dasein als immer lächelndes, perfektes, braves, gehorsames, stilles, naives (graues) Mäuschen und konstante Selbstverleugnung geknüpft ist. Diesem Anspruch konnte ich nie genügen, egal, wie sehr ich mich angestrengt habe. Über viele Jahre lang habe ich es offensichtlich versucht, weil ich vermutlich innerlich gespürt habe, dass ich ohne diese erfüllten Bedingungen nicht geliebt werde. Von meinem Vater und meinen Verwandten nicht, von deinen Eltern nicht und von dir wohl auch nicht… . Kein Wunder, dass ich daran zerbrochen bin. Es wurde so dringend Zeit, dass mir das jemand klar gemacht hat.
Das erste Mal in meinem ganzen Leben spüre ich, dass ich erwünscht, wertvoll und liebenswert bin, so, wie ich bin. Mit Schwächen und massenweise Fehlern- und mit meinen Stärken! Mit (zu) viel Verstand und Kreativität, trotz innerem und äußerem Chaos, mit mehr und tieferen Emotionen, als ich oft selbst verkraften kann, mit Freude, Sorgen und in der tiefsten Traurigkeit. Ich muss nicht anderen genügen. Ich genüge Gott. Er hat mich genau so gemacht. Aber ihm hat vermutlich nicht genügt, was ich daraus gemacht habe? Er wollte mich doch gar nicht unglücklich und klein. Er hatte doch was mit mir vor!
Er hat nicht gewollt, wie es mir ergangen ist. Alle Menschen haben einen eigenen Willen- dagegen kann und will er nichts tun. Auch meine Fehlentscheidungen haben an diesen Tiefpunkt geführt.
Aber er hat meine Seele an die Hand genommen, als ich ganz unten war und hat einen langen, roten Teppich vor mir ausgerollt: Meine Zukunft! Mein Leben! Jeden einzelnen Lebenstag wird er mitgehen. Er umarmt mich, wie ein liebender Vater, weil er weiß, dass mein Herz und mein ganzes Sein das braucht. Immer wieder! Er liebt mich bedingungslos, einfach so. Er ermutigt mich meine Begabungen zu nutzen und mein Leben zu leben. Er trägt mich, wenn mir die Kraft fehlt oder mich der Mut verlässt. Er zieht mich weiter, wenn ich zaudere, weil ich mir etwas nicht zutraue. Er hört mir zu, auch wenn nur mein Herz redet. Er arbeitet mit mir (und) an mir. Er tröstet mich und teilt meine Sorgen. Er freut sich mit mir über jeden Kleinkram, nichts, was das Herz erfreut ist zu klein und unwichtig! Er schickt mir Menschen, die mich lieben, so, wie ich bin- und die mir auch mal den Kopf zurechtrücken. Er verhindert nicht, dass ich stolpere und falle- aber er hilft mir wieder auf, und er schiebt mich notfalls (wenn es sein muss in der Schubkarre!) über die verschiedenen Ziellinien meines Lebens. Ach, ja: Er lacht mit mir, denn er hat Humor! Da bin ich mir ganz sicher! Nur wenn man ganz unten ist, kann man neu anfangen. Die Chance lasse ich mir nicht entgehen. Mein neues Leben fängt jetzt an! Und ich muss das nicht alleine schaffen.
(mit freundlicher Genehmigung)