Der Spiegel veröffentlicht Anfang des Jahres eine Titelreportage über das Volk der aus- gebrannten, erschöpften Bundesbürger. Im Hohenloher Tagblatt steht auf der Titelseite, im Artikel „Teure Depressionen“ der Vorschlag des Journalisten Dieter Keller, wie den 4 Millionen an Depression und Burnout Erkrankten und den bis zu 22 Milliarden Euro Kosten im Jahr abgeholfen werden kann. In beiden Artikeln ist man sich einig, dass die Arbeits-, Freizeit–, Informations- und Konsumwelt schnell, anstrengend und unberechenbar ist.
Millionen Menschen stehen in hektischen, druck– und stressbeladenen Lebens-gestaltungen ohne Ausweg. Depression und Burnout werden als die Leitkrankheiten des 21. Jahrhunderts angesehen, weil immer mehr in immer kürzere Zeit gepackt wird. Es trifft Manager, wie Familienfrauen. Aber nicht der aktuelle, äußere Rahmen ist das entscheidende Element, der Schlüssel liegt vermutlich in der Psychobiologie des Menschen, wobei die Prägung der frühen Lebensjahre mitbestimmend sind. In dieser Zeit nisten sich Leitsätze ein, die als schlummernde Sprengsätze Jahrzehnte später das Leben aus dem Gleichgewicht bringen können. Ein unterschiedliches, negatives, stressbeladenes Familienmilieu wirkt dabei auf das Zentralnervensystem des Kindes und bewirkt schon früh eine erhöhte Anfälligkeit bei Belastungssituationen.
In der Beratung sitzt mir ein großgewachsener, gläubiger Manager eines Dax– Unter-nehmens gegenüber, der unter Schlaf-störungen, Tinnitus, Schwindel und Konzentrationsproblemen leidet sowie Angst vor Arbeitsplatzverlust hat. Eine reife, gläubige Familienfrau berichtet in der Beratung, dass sie am Ende ihrer Kräfte sei, nur noch herumschreit, den Boden unter ihren Füßen verliert, Verzweiflung und Angst sie packen und sie wirklich meint verrückt zu werden.
Bei der Suche nach den Sprengsätzen, Leitsätzen, Antreibern, Festlegungen, Lügen, alles Begriffe für das gleiche Geschehen, werden wir bald fündig:
- Ich muss für alle die Verantwortung übernehmen
- Ich muss funktionieren
- Ich muss Leistung bringen, um nicht abgelehnt zu werden
- Ich muss lieben
- Ich bin nichts wert
Die Enttarnung der Lügen, sowie die fortschreitende Verinnerlichung der Wahrheit schaffte eine Veränderung in ein befreites, selbstbestimmtes Leben.
In Achtsamkeit auf unser Leben und in herzlicher Verbundenheit
Ihr/Euer, Hartmut Schott