Jubiläen 20 Jahre Seelsorge pur e.V.

25 Jahre Praxis für Lebensberatung

Liebe Freunde, sehr geehrte Leser,

zwei Jubiläen feiern wir in diesem Jahr, 20 Jahre Vereinsarbeit Seelsorge pur e.V. und 25 Jahre praktischer Beratungsdienst. Gemeinsam und treu auf einem Weg unterwegs zu sein, das ist fast wie in einer Ehebeziehung, die heute Silberne Hochzeit feiern würde. Das Jubelpaar, bzw. die Jubelschar hat 25 Jahre liebevolle, gemeinsame Jahre hinter sich und kann sich dafür gehörig selbst feiern, denn in einer glücklichen Ehe oder Vereinsbeziehung steckt schließlich auch eine Menge Arbeit. Die Jubelschar hat gemeinsame Höhen und Tiefen gemeistert und es sich definitiv verdient, sich zu diesem Anlass ordentlich selbst zu feiern. Wir feiern unsere intensive Gemeinschaft, unsere Beziehungen und unsere Berufung, ratsuchenden Menschen zu dienen, die Orientierung, Hoffnung, Gebet und innere Heilung durch beratendes, seelsorgerliches und therapeutisches Know-how in einem christlichen Kontext gesucht und gefunden haben.

Wir haben vielen Menschen, über 600 Personen, in mehr als 6.500 Beratungsgesprächen und Gebeten, geholfen sich selbst, Gott und inneren Frieden zu finden. Wir haben dabei geholfen, Weisung, Stabilität und Hoffnung für Ihr Leben zu erlangen, um mutig, gestärkt und selbstbewusst das Leben anzugehen. Wir dürfen begeistert sein von dem was die Mitglieder, Freunde und Förderer zusammen in 25 Jahren geleistet haben.

Erholungs-und Genusstag     

Engagierte Mitglieder, die die jährliche Mitgliederversammlung vor Ort gestalten und die geschäftlichen Formalien der Vereinsarbeit des Seelsorge pur e.V. erbracht haben, konnten sich zur Freude einen Erholungstag zum Jubiläum erfüllen. Der Vorstand hat einen Tagesausflug nach Kelheim zum Donaudurchbruch und zum Kloster Weltenburg organisiert. Am 24. Juni 2023 hat die 14 Personen umfassende Gruppe ihren Erholungstag ausgeführt und das Jubiläum gefeiert. Nach dem gemeinsamen Mittagstisch im stilvollen Barocksaal des Klosters Weltenburg unternahm die Gruppe eine Schifffahrt auf der Donau, durch den von hohen Felsen umgebenden Donaudurchbruch, nach Kelheim. Von dort fuhr eine “Bimmelbahn“ für Touristen die Gruppe auf den Michelsberg, zur Befreiungshalle.

Nach der Besichtigung des imposanten Bauwerks, von König Ludwig I. erbaut, wanderte die Gruppe durch den Weltenburgwald zurück zum Kloster Weltenburg, mit dem Übersetzen über die Donau mit einer Seilfähre.  Dieser Genuss- und Erholungstag hat allen Teilnehmern gut getan und die großartige Arbeit des Dienstes gewürdigt. Menschen durch Schwierigkeiten und Leid zu begleiten ist unser Dienst und ein großes Vorrecht. Mit den Mitgliedern und dem Freundes- und Förderkreis sind wir gut umringt diese Form der Nächstenliebe seit 25 Jahren praktisch werden zu lassen.

In herzlicher Verbundenheit und Dankbarkeit für jede Form der Förderung und Begleitung grüßt der Vorstand zum 25jährigen Jubiläum

Rabea Laukenmann Hartmut Schott Claudia Bast, Wallhausen im Juli 2023

       ——  Zum  Jubiläumsjahr 2023  freuen  wir  uns  auf  eine  Jubelspende!   ———

Seelsorge pur e.V. ∙ Praxis für Lebensberatung, Seelsorge & Therapie ∙ Erikaweg 11, 74599 Wallhausen ∙ Tel. 07955-7709  Telefonservice: Mo – Fr 12-12.30 Uhr ∙  Mail: hartmutschott@t-online.de ∙ www.seelsorgepur.de

Spendenkonto: Seelsorge pur e.V.∙ VR Bank Schwäb.Hall- Crailsheim ∙ IBAN: DE49 6229 0110 0683 6610 00 BIC: GENODES 1SHA

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Eine Ehe und eine Religiosität zerbrechen

Ein Ehepaar durchläuft eine überdimensionierte Leidensgeschichte, als ihre 26-jährige Tochter sich 2022 das Leben nimmt. Während eines psychiatrischen Klinikaufenthaltes geht die Tochter in den nahen Wald und erhängt sich. Ihre Depression konnte sie nicht mehr ertragen.

Die Eltern sind religiös. Beide sind getauft, besuchen den Gottesdienst und beten mit ihren drei Kindern. Doch die Eheleute und Eltern bewältigen das schwere Leid völlig unterschiedlich. Die Mutter steht in ihrem Leid Gott gegenüber und klagt ihm ihr Unverständnis, ihre Enttäuschung und ihren Schmerz ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Sie macht sich selbst Vorwürfe, fühlt sich als eine schlechte Mutter und als Versagerin. Ihre Tränen, ihr Weinen und Schluchzen sind herzzerreißend. „Gott soll es mir erklären“, sagt sie unerbittlich, ich bin enttäuscht von Ihm.“

Der Vater wendet sich von Gott ab und macht ihn für die Tragödie verantwortlich. „Wo bist du, wo warst du?“, fragt er vorwurfsvoll, „ich will mit dir nichts mehr zu tun haben.“ Zudem gibt er der Mutter die Schuld am Suizid der Tochter und wird ihr gegenüber hand-greiflich. In seinem Gram und Schmerz begeht er Ehebruch und zieht, auf Verlangen der Ehefrau, aus dem gemeinsamen Haus aus. Die Scheidung steht an, das Ehepaar befindet sich im Trennungsjahr, sechs Monate nach dem Suizid der Tochter. In dieser aktuellen Phase sagt die leidende Mutter und Ehefrau überraschend: „Ich spüre Gottes Liebe und Fürsorge und seinen Trost. Ich werde stärker obwohl ich schwach bin.“   Beim Vater und Ehemann hält die Art seiner Religiosität dem schweren Leid nicht stand. Bei der Mutter und Ehefrau nimmt die Nähe Gottes zu.

Religiös zu sein ist für sich alleine noch kein Qualitätsmerkmal, aber im Leiden zeigt sich die Qualität der Religiosität. Das Leid trifft jeden, früher oder später, hart oder schwach. Wer dann einen tragfähigen, innigen Gottesbezug hat, ist besser ausgestattet, als Atheisten oder Scheinheilige.

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Webpornografiesucht

Der 25-jährige Absolvent einer theologischen Fakultät, der mir in der Beratungspraxis gegenüber sitzt, ist sich sicher, er will einen pastoralen und missionarischen Dienst ausüben. Seine Leidenschaft für diesen Weg ist groß. Fast hätte er den Abschluss des Studiums nicht geschafft. Immer wieder hatte er mit depressiven Phasen zu kämpfen, die eine kontinuierliche Teilnahme am Unterricht verhinderten. Der Grund seiner massiven Stimmungsschwankungen, die bis heute anhalten, ist ein exzessiver Konsum pornografischer Bilder. „Ich will damit aufhören, aber ich schaffe es nicht“, sagt der junge Mann in einer resignierenden Art. „Ich glaube, ich will es nicht wirklich, mein Wille ist nicht stark genug. Ich würde gerne herausfinden, was die Wurzel ist, warum ich das tue und mich besser verstehen lernen.“

Der Konsum pornografischer Bilder ist für viele Jugendliche und Erwachsene zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Was früher in „Schmuddelkinos“ oder in der hintersten Ecke der Videothek verfügbar war, ist heute nur einen Klick entfernt. 40 Prozent der deutschen Kinder suchen online nach pornografischen Inhalten. Durchschnittlich sind Kinder elf Jahre alt, wenn sie zum ersten Mal pornografische Bilder oder Filme konsumieren. Mein Klient war 10 Jahre alt und gehört heute zu den 500.000 Porno-und Sexsüchtigen in Deutschland. Für den gläubigen Christen ist der Pornokonsum zu einer Belastung geworden, die sein Gewissen, seine Seele, seine psychische Gesundheit und das Sozialverhalten beeinträchtigen. Der soziale Rückzug nach jedem Konsum, den Tag im Bett zu verbringen, das Haus nicht zu verlassen, Begegnungen zu meiden sowie die Bewertung des Konsums, die stets in Selbstverdammung und Verurteilung seiner Person mündet,  sind die ersten Faktoren, die im Beratungsverlauf thematisiert werden. Die erste finale Arbeitsaufgabe wird sein, den destruktiven, sozialen Rückzug aufzulösen.

Die angewandte kognitive Verhaltensanalyse deckt auf, dass die Ursache für die soziale Isolation die Selbstablehnung ist. Seine innere Selbstbewertung nach dem Konsum ist die Selbstabwertung und Selbstverdammnis seiner Person. „Ich bin schlecht, ich bin ein Sünder, ich bin nicht wert ein Kind Gottes zu sein, ich widere mich an“, denkt der junge Mann über sich selbst und teilt mir im Gespräch seine Gedanken und Haltungen mit. Mit diesen Bewertungen gehen Gefühle von Hass und Wertlosigkeit einher. Wir vereinbaren, in einer kurzen Zeit der stillen Konzentration mit geschlossenen Augen,  auf „Gott zu hören“, welche Gedanken, Haltungen oder Absichten Gott für ihn, unmittelbar nach einem Pornokonsum, hat. Der junge Theologe lässt sich darauf ein.

Er nimmt einen Vers aus der Bibel wahr. „Wenn uns unser Herz verdammt, ist Gott größer als unser Herz und erkennt alle Dinge“ (1.Joh 3,20). Er empfindet eine wohlige, dezente Wärme, die ihm gut tut.  Aus dem Vers geht für ihn deutlich hervor, dass Gott ihn nicht verdammt und er in Gott angenommen und aufgehoben ist. Diese „Offenbarung“ für sich anzunehmen, umzusetzen und an sich selbst weiterzugeben, dauerte arbeitsintensive drei Monate und sechs Beratungsgespräche, weil er es nicht glauben konnte, dass Gott so persönlich mit ihm umgeht.  Als die „Neugeburt“, das neue, veränderte Denken und der neue Umgang mit sich selbst stattgefunden hat, verringerten sich der Konsum, die Selbstverdammnis und der soziale Rückzug. Der junge Mann ist auf einem guten Weg den destruktiven Pornografiekonsum auszutrocknen und seine Identität als Kind Gottes zu leben.

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Ausgebrannt, die überforderte Seele

Der Spiegel veröffentlicht Anfang des Jahres eine Titelreportage über das Volk der aus-     gebrannten, erschöpften Bundesbürger. Im Hohenloher Tagblatt steht auf der Titelseite, im Artikel „Teure Depressionen“ der Vorschlag des Journalisten Dieter Keller,  wie den 4 Millionen an Depression und Burnout Erkrankten und den bis zu 22 Milliarden Euro Kosten  im Jahr  abgeholfen werden kann. In beiden Artikeln ist man sich einig, dass die Arbeits-, Freizeit–, Informations- und Konsumwelt schnell, anstrengend und unberechenbar ist.

Millionen Menschen stehen in hektischen, druck– und stressbeladenen Lebens-gestaltungen ohne Ausweg. Depression und Burnout werden als die Leitkrankheiten des 21. Jahrhunderts angesehen, weil immer mehr in immer kürzere Zeit gepackt wird. Es trifft Manager, wie Familienfrauen. Aber nicht der aktuelle, äußere Rahmen ist das entscheidende Element, der Schlüssel liegt vermutlich in der Psychobiologie des Menschen, wobei die Prägung der frühen Lebensjahre mitbestimmend sind. In dieser Zeit nisten sich Leitsätze ein, die als schlummernde Sprengsätze Jahrzehnte später das Leben aus dem Gleichgewicht bringen können. Ein unterschiedliches, negatives, stressbeladenes Familienmilieu wirkt dabei auf das Zentralnervensystem des Kindes und bewirkt schon früh eine erhöhte Anfälligkeit bei Belastungssituationen.

In der Beratung sitzt mir ein großgewachsener, gläubiger Manager eines Dax– Unter-nehmens gegenüber, der unter Schlaf-störungen, Tinnitus, Schwindel und  Konzentrationsproblemen leidet sowie Angst vor Arbeitsplatzverlust hat. Eine reife, gläubige Familienfrau berichtet in der Beratung, dass sie am Ende ihrer Kräfte sei, nur noch herumschreit,  den Boden unter ihren Füßen verliert, Verzweiflung und Angst sie packen und sie wirklich meint verrückt zu werden.

Bei der Suche nach den Sprengsätzen, Leitsätzen, Antreibern, Festlegungen, Lügen, alles Begriffe für das gleiche Geschehen, werden wir bald fündig:

  • Ich muss für alle die Verantwortung übernehmen
  • Ich muss funktionieren
  • Ich muss Leistung bringen, um nicht abgelehnt zu werden
  • Ich muss lieben
  • Ich bin nichts wert

Die Enttarnung der Lügen, sowie die fortschreitende Verinnerlichung der Wahrheit schaffte eine Veränderung in ein befreites, selbstbestimmtes Leben.

In Achtsamkeit auf unser Leben und in herzlicher Verbundenheit

Ihr/Euer, Hartmut Schott

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Alptraum Muttertag

Der Songtext  des holländischen Kinderstars Heintje, der das Lied 1967 zum ersten Mal gesungen hat,

Wenn du noch eine Mutter hast, dann danke Gott dafür, den allerschönsten Blumenstrauß, bring ihn noch heut zu ihr…….,

ist für die 55-jährige Klientin ein Albtraum. Allein der Gedanke, dass zum diesjährigen Muttertag ein Besuch bei ihrer 79-jährigen Mutter ansteht, löst in ihr Widerstand, Übelkeit und Erbrechen aus. „Ich will da nicht hin“, sagt sie aufgeregt, „aber ich muss, weil man ja zum Muttertag die Mutter besucht. Und wenn man das nicht macht, dann ehrt man die Mutter nicht, und das ist schlimm. Aber mir dreht sich dabei der Magen um. Bis heute lehnt mich meine Mutter ab und ich weiß nicht warum. Meine Mutter mag mich nicht und das lässt sie mich jeden Tag spüren, seit 55 Jahren. Ich kann nicht mehr. Sie will mich nicht mehr sehen, aber komme ich dann nicht zu den Familientreffen, dann werde ich beschimpft und runtergemacht, was ich denn für eine eingebildete Tochter sei und ob ich mich für etwas Besseres halten würde. Meine Oma hat mich geliebt aber meine Mutter hasst mich vom ersten Tag an. Das ist eine Katastrophe, das ist eine Katastrophe.“

Die äußerlich starke Frau ist innerlich erschüttert und erkennt die unsagbaren Jahrzehnte der Ablehnung als eine persönliche Katastrophe, die ihre bisherige Biografie maßgeblich depressiv, abhängig und ängstlich bestimmt hat und sie urplötzlich trifft. Sie ringt nach Worten und atmet schwer, die innere, emotionale Bewegung macht sie fassungslos. „Ich muss gleich weinen“, sagt sie, hält sich aber dann zurück.

Die Klientin beschreitet in der Beratung einen Ablösungsprozess von der Mutter und will anschließend in einen Abrechnungs- und Vergebungsprozess einsteigen. Sie erkennt, dass sie bis heute nach der Liebe und Zuwendung der Mutter verlangt hat und sich dabei täg-lich der unvorstellbaren, schmerzlichen Ablehnung und Lieblosigkeit der Mutter aus-gesetzt hat.

„Ich muss umdenken und von meiner Mutter loslassen“, sagt sie und trifft die weit-reichende Entscheidung, nicht mehr daran festzuhalten von der Mutter endlich die ersehnte Liebe und Zuwendung zu bekommen, die ihr zusteht. Mit 55 Jahren wird die Klientin schließlich aus der emotionalen Abhängigkeit zu ihrer  Mutter frei und beginnt, „auf noch wackeligen Beinen“, selbstbestimmt zu leben.

„Ich habe Gott immer mit meiner Mutter verwechselt. Das muss ich aufgeben. Meine Mutter ist nicht Gott, das muss ich trennen“, sagt sie erstaunt. Sie erlebt in einer ein-drücklichen  Beratungsstunde, dass Gott ein liebender Gott ist, der sie persönlich liebt. Das ist für diese Frau ein stabiler Identitätsfaktor, auf dem sie ihr neues Selbstbild stellt und dabei einen spürbaren inneren Halt wahrnimmt.  „Es ist“, sagt sie, „als würde sich die Welt auf den Kopf stellen.“

Die gelernte Krankenschwester erlebt mit 55 Jahren den Inhalt des populären Spruches:

Liebe ist, wenn jemand deine Welt auf den Kopf stellt und sie sich zum ersten mal richtig anfühlt,

wie eine Neugeburt,  ausschließlich aufgrund der Wahrheit über sich und des eigenen Selbstbildes, dass sie eine geliebte Tochter, Frau und ein geliebter Mensch ist, der von Gott wunderbar und kostbar gemacht ist. Das ist transformierende, befreiende Selbsterkenntnis, die im Kern Veränderung schafft.

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Das 50/50 Prinzip für mehr Lebensqualität

Viele Klienten im mittleren  Alter kommen in die Beratung  und suchen Hilfe wegen Überlastung und Erschöpfung in ihren Tätigkeiten und ihrem  Leben. Ihr emotionaler, physischer und zeitlicher Aufwand in Familie, Beruf, Gemeinde und ehrenamtlichen Tätigkeiten summiert sich an Einsatz und zeitlicher Spanne zu einer nicht mehr zu bewältigenden Aufgabe. Sie kommen buchstäblich an ihre Grenzen und fragen sich, was mit ihnen nicht stimmt.

Dass schon lange etwas nicht stimmig ist, erkennen  Betroffene nach einigen Gesprächen. Nicht alle nehmen die Wahrheit gerne an. Sie haben sich selber nicht in gleichen Maßen, wie ihr Einsatz für Andere und Anderes, beachtet. Das  Gleichgewicht zwischen den Anderen, den Aufgaben und sich selbst ist seit vielen Jahren nicht gegeben gewesen und in eine Schieflage, zu Lasten der eigenen Person geraten. Bei den meisten Personen ist es ein längerer Weg zu sich selbst, zu den eigenen Bedürfnissen und der notwendigen Selbstfürsorge zurückzu-kommen. Die Achtsamkeit für Andere und für sich selbst muss neu buchstabiert und eingeübt werden. Gelingen die notwendigen Schritte, dann kommt die Energie zurück und ein besseres Leben öffnet sich. Nicht wenige, tiefgläubige Personen leben oft nicht nach der  Aussage der Bibel, die deutlich auf die Ausgeglichenheit im Dasein für sich und Andere hinweist:

Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.

In den Gesprächen nehme ich gerne diese Anweisung für das Leben und füge das 50/50 Prinzip hinzu. In dem Maß, wie ich für andere da bin, muss ich gleichfalls auch für mich da sein, ein ganz einfaches Prinzip mit biblischen Wurzeln. Ist jemand nur für sich da, also zu 100 %, dann wird diese Person ebenfalls an Lebensqualität einbüßen. Nur die Balance in beiden Richtungen schafft den Ausgleich.

In diesem Sinn wünsche ich in jedem Alter einen ausbalancierten Lebensstil, der nicht am Leben vorbeigeht, sondern sich in Lebensfülle und Lebensfreude für sich selbst und Andere zeigt.

Ihr/Euer

Hartmut Schott

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Liebe, Sex und Manipulation

Leider nicht vom aussterben bedroht, möchte man sagen, die Manipulation und Verschwiegenheiten in Sachen Liebe und Sex. Sex ist erpressbar, manipulierbar und käuflich,  die Liebe ist es nicht. Dass Liebe Sex sei, kommt immer wieder in der Beratung zur Sprache und wird von jeder sozialen Herkunft formuliert. Ehefrauen werden von ihren Ehemännern fast  täglich zum Sex aufgefordert. Sie hält das emotional und körperlich nicht mehr aus, weiß keinen Ausweg und meint, aus Liebe, sich nicht verweigern zu dürfen. Denn die Forderung des Mannes ist, ich brauche deine Nähe und Liebe, wenn du mir das nicht gibst, dann liebst du mich nicht.

Dass diese Verknüpfung eine Lüge ist, erkennt weder die Ehefrau noch der Ehemann. Liebe fordert nicht, Liebe knebelt nicht. Wahre Liebe sieht nicht nur sich, sondern auch den anderen, das muss erst erkannt werden. Liebe und Sex sind zwei völlig getrennte und unabhängige Größen. Liebe ist ausschließlich ein Beziehungs-element mit einer festen Wesenhaftigkeit. Sex ist ein körperlich-emotionales Element, das mit oder ohne das Beziehungselement Liebe zwischen Menschen gelebt werden kann.

Liebe erpresst nicht und ist nicht erpressbar. Wo die menschliche Liebe an ihre Grenzen kommt, da öffnet sich ein Tor zur transzendenten Liebe, zur Liebe Gottes, die jedem zur Verfügung steht, der über sein kleines Selbst hinaus wachsen will. Diese Liebe, gewiss die einzig Wahre, Schöne und Erstrebenswerte ist, frei übersetzt:

geduldig, freundlich, nicht neidisch, nicht großspurig, nicht selbstsüchtig, gibt nicht an,  hat keine verletzende Art, nicht reizbar, nicht nachtragend, freut sich nicht, wenn jemandem Unrecht widerfährt, aufrichtig, wahrhaftig, hat einen unerschütterlichen Glauben, gibt ihre Hoffnung nie auf, hält allem stand (nach 1.Kor 13, 4-7)

Fordert ein Ehepartner unnachgiebig Sex ein, ohne den Anderen zu beachten, liebt er nicht mit der Liebe, die ihm zur Verfügung steht. Er ist dem Egoismus, dem Narzissmus oder der Macht der Manipulation verfallen. Ja, es schmerzt, wenn Ehepartner scheinbar mit großem Verlangen nach Gefühlen, gefühllos miteinander umgehen.

Es ist möglich auf Sex zu verzichten, aber ohne wahre Liebe kommen beide um, und der schönste sexuelle Akt ist ohne Liebe lediglich ein Akt, der immer wieder wiederholt werden muss und nicht selten dabei verflacht und ohne tiefe Erfüllung für die Seele der Beteiligten bleibt.

Liebe ist nicht gleich Sex.

Das ist leidlich, dass das immer wieder betont werden muss. Für Betroffene und Leidende hat diese Wahrheit jedoch eine heilsame Wirkung, wie es in der Eheberatung erlebt wurde.

Hartmut Schott

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„Mein neues Leben fängt jetzt an!“

Eine Klientin erlebt viel Leid und Schmerz durch die Trennung des Ehemannes wegen einer anderen Frau. Nach einer intensiven Beratungszeit kommt die 41-jährige, dreifache Mutter zu der Aussage: „Ich müsste meinem Mann eigentlich noch dankbar sein für diese Trennung und Katastrophe.“

Wie kam es zu dieser Feststellung?

Sie hat erkannt, dass sie in der Ehebeziehung nicht sie selbst war, vieles falsch gemacht hat, sich alles gefallen hat lassen und letztlich der Fußabstreifer in der Ehe und Familie war. Nachdem sie ihre falschen Selbstbilder, Denkmuster und Verhaltensweisen erkannt und verändert hatte und zu sich selbst zum ersten Mal eine erfüllte, positive Beziehung aufbaute, spürte sie voll Freude, wer sie ist. Diese erstaunliche Wandlung und neue Lebensqualität hat sie stark beeindruckt und führte dazu, die Trennung und das Nein des Ehemannes ganz neu zu  bewerten. Das folgende Mail schrieb sie an ihren Mann und entschied sich, es nicht abzuschicken:

Ganz egal, welche Fehler ich gemacht habe und machen werde. Ganz egal, welche Lasten aus der Vergangenheit ich mitgebracht habe. Ich hatte nie verdient, nicht (mehr) geliebt, belogen, benutzt, beschmutzt und weggeworfen zu werden. Kein Mensch hat das verdient. Liebe ist keine Liebe, wenn sie an ein sauberes, ordentliches Haus und an ein Dasein als immer lächelndes, perfektes, braves, gehorsames, stilles, naives (graues) Mäuschen und konstante Selbstverleugnung geknüpft ist. Diesem Anspruch konnte ich nie genügen, egal, wie sehr ich mich angestrengt habe. Über viele Jahre lang habe ich es offensichtlich versucht, weil ich vermutlich innerlich gespürt habe, dass ich ohne diese erfüllten Bedingungen nicht geliebt werde. Von meinem Vater und meinen Verwandten nicht, von deinen Eltern nicht und von dir wohl auch nicht… . Kein Wunder, dass ich daran zerbrochen bin. Es wurde so dringend Zeit, dass mir das jemand klar gemacht hat.

Das erste Mal in meinem ganzen Leben spüre ich, dass ich erwünscht, wertvoll und liebenswert bin, so, wie ich bin. Mit Schwächen und massenweise Fehlern- und mit meinen Stärken!  Mit (zu) viel Verstand und Kreativität, trotz innerem und äußerem Chaos, mit mehr und tieferen Emotionen, als ich oft selbst verkraften kann, mit Freude, Sorgen und in der tiefsten Traurigkeit. Ich  muss nicht anderen genügen. Ich genüge Gott. Er hat mich genau so gemacht. Aber ihm hat vermutlich nicht genügt, was ich daraus gemacht habe? Er wollte mich doch gar nicht unglücklich und klein. Er hatte doch was mit mir vor!

Er hat nicht gewollt, wie es mir ergangen ist. Alle Menschen haben einen eigenen Willen- dagegen kann und will er nichts tun. Auch meine Fehlentscheidungen haben an diesen Tiefpunkt geführt.

Aber er hat meine Seele an die Hand genommen, als ich ganz unten war und hat einen langen, roten Teppich vor mir ausgerollt:  Meine Zukunft! Mein Leben! Jeden einzelnen Lebenstag wird er mitgehen. Er umarmt mich, wie ein liebender Vater, weil er weiß, dass mein Herz und mein ganzes Sein das braucht. Immer wieder! Er liebt mich bedingungslos, einfach so. Er ermutigt mich meine Begabungen zu nutzen und mein Leben zu leben. Er trägt mich, wenn mir die Kraft fehlt oder mich der Mut verlässt. Er zieht mich weiter, wenn ich zaudere, weil ich mir etwas nicht zutraue. Er hört mir zu, auch wenn nur mein Herz redet. Er arbeitet mit mir (und) an mir. Er tröstet mich und teilt meine Sorgen. Er freut sich mit mir über jeden Kleinkram, nichts, was das Herz erfreut ist zu klein und unwichtig! Er schickt mir Menschen, die mich lieben, so, wie ich bin- und die mir auch mal den Kopf zurechtrücken. Er verhindert nicht, dass ich stolpere und falle- aber er hilft mir wieder auf, und er schiebt mich notfalls (wenn es sein muss in der Schubkarre!) über die verschiedenen Ziellinien meines Lebens. Ach, ja: Er lacht mit mir, denn er hat Humor! Da bin ich mir ganz sicher! Nur wenn man ganz unten ist, kann man neu anfangen. Die Chance lasse ich mir nicht entgehen. Mein neues Leben fängt jetzt an! Und ich muss das nicht alleine schaffen.

(mit freundlicher Genehmigung)

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Ich habe keine Angst mehr ….

Seit dem letzten Beratungsgespräch ist über ein Jahr vergangen und es ist gut ein wenig zurückzuschauen und Danke zu sagen.

Ich kann nicht sagen, dass ich mich komplett gerettet fühle, aber ich kann Spuren der Hilfe Gottes sehen und manche zarte Pflanze wächst heran und gedeiht. Ich bin sehr dankbar für die Beratungszeit, die ich bei Ihnen erleben durfte und über meinen Entschluss vor fünf Jahren, die Beratung in Anspruch zu nehmen.

Ich glaube es vergeht kaum eine Woche oder ein Tag, in denen nicht etwas von dem, was ich bei Ihnen gelernt habe, in mein Gedächtnis kommt oder noch einmal von mir reflektiert wird. Das Verurteilen meiner Person und anderer Menschen, das ich unterlassen soll, mich nicht mehr zu etwas zwingen, mich nicht mehr anstrengen zu lieben, mir selber immer wieder Gutes tun, Schwäche anzunehmen, bei mir selber und meinen Mitmenschen, …all diese Sätze sind mir immer wieder gegenwärtig und bestimmen immer mehr mein Leben.

Es war immer mein großes Anliegen, verbunden mit einem tiefen Schmerz zu spüren, dass sich in der Beziehung zu Gott und mir eine „Glasscheibe“ befindet. Nun, ob diese Glasscheibe so total weg ist weiß ich nicht, ich würde sagen, sie hat Löcher bekommen, ist durchlässiger geworden. Gott spüren gelingt mir noch nicht, aber eine kleine Pflanze des Vertrauens ist gewachsen. Was ich aber mit großer Dankbarkeit feststelle ist, ich habe keine Angst mehr zu Gott gehören zu wollen. Dieser Druck, auf der einen Seite nicht zu ihm zu wollen und auf der anderen Seite aber auch nicht ohne ihn leben zu können, war im vergangenen Jahr nicht mehr da. Die Erkenntnis, dass Gott zutiefst möchte, dass ich selbstbewusst, selbstbestimmt und mit Identität durch dieses Leben laufe, ist mir immer mehr zur Gewissheit geworden.

Der Satz: „Ich selber nicht zu sein, das ist der Tod“, der hat sich stark in meinem Denken und Handeln verankert. Es tröstet mich immer wieder und ich bekomme auch immer wieder die Bestätigung, Jesus selber wünscht sich diese Identität für mich und hilft mir dabei sie wieder herzustellen. Das ist wohl die gravierendste Veränderung, die ich feststellen kann und darüber bin ich froh und dankbar. Danke für alle Geduld, die Sie mit mir hatten, Danke für das Anhören aller meiner oft so langen Geschichten, Danke für die Wertschätzung, die Sie mir entgegen gebracht haben, für die Grenzen, die Sie mir gesetzt haben, für die Strenge, die Sie mir auch entgegenbringen mussten. Ich habe immer gespürt, was Sie anderen vermitteln, das leben Sie selber auch. Deshalb habe ich unendlich viel Vertrauen entwickeln können, das hat mir sehr gut getan. Ich gehe mit wehmütigem Herzen aus dieser Beratungszeit. Dieses vergangene Jahr hat mir geholfen mich abzunabeln und das ist gut so. S.K.

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Es ist harte Arbeit

Ein Geschäftsführer und seine störenden Zwänge

Der erfolgreiche Geschäftsführer eines mittelständigen Unternehmens leidet seit einigen Jahren unter dem Zwang sich mehrmals am Tag die Hände zu waschen. Die Überzeugung hinter der Handlung ist, wenn ich mir nicht die Hände wasche, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung, und die Folge wäre ein Arbeitsausfall und im schlimmsten Szenario ein Arbeitsplatzverlust und der soziale Absturz. Damit sich diese fiktive Katastrophe nicht erfüllt, wäscht er sich die Hände und erlebt dabei jedes Mal ein wohliges Gefühl die Katastrophe abgewendet zu haben.

Aber es kommen ihm auch Zweifel, ob diese Methode unsinnig ist, denn übliche Erkrankungen, wie Erkältungen, Magen-Darm-Verstimmungen, stellen sich trotz des rigiden Händewaschens ein.

Der kompetente Geschäftsmann erkennt in der Beratung, dass es Verbindungen zu biografischen Erlebnissen gibt. Den übernommenen Familienbetrieb hatte er vor einigen Jahren verloren und musste Insolvenz anmelden, für ihn eine soziale und emotionale Katastrophe. Dies darf sich nie wiederholen. Hinzu kommt die Erfahrung, dass der Vater ihn in den Familienbetrieb zwang, obwohl er deutlich andere Gaben und Fähigkeiten hat und dieses gar nicht wollte. Das damalige, schmerzhafte Scheitern wirkt wie ein Damoklesschwert, das es aktuell zu vermeiden gilt. Die vermeintliche Kontrolle über alle Unwegbarkeiten vermittelt ihm das Händewaschen.

In den Gesprächen sieht er die Zusammenhänge und beginnt einen bewussteren Umgang mit dem Hände-waschen. An stressfreieren Arbeitstagen gelingt die Reduzierung des zwanghaften Händewaschens schon ganz gut. „Es ist harte Arbeit“, sagt der Geschäftsmann beeindruckt, und man spürt ihm die Erleichterung an, dem Zwang nicht mehr hoffnungslos ausgeliefert zu sein.

Der traumatische, familiäre Zwang zur Übernahme des Familienbetriebes wurde in einer Konfrontationssitzung angegangen. In einer sich bewusst-machenden, belastenden Situation aus der Vergangenheit, konnten die schmerzhaften Erfahrungen beteiligten Personen gegenüber benannt werden und durch neue, der Wahrheit entsprechenden ersetzt werden. Diese Veränderung in der Tiefe der Seele ist nötig, um grundlegend neu und fördernd über sich selbst und den traumatischen Erfahrungen nachzudenken, diese zu bewerten und zu fühlen.

Erschwerend für den Heilungs- und Veränderungsprozess wirkte sich das negativ geprägte Gottesbild des Geschäftsmannes aus. Das Vertrauen in Gott als fürsorglichen, vertrauenswürdigen und haltgebenden Vater wurde durch das negative Vorbild seines frommen, leiblichen Vaters nicht entwickelt und in das Gegenteil verkehrt.

Das äußerst komplexe und verwobene Geschehen der biografischen, familiären gesetzlichen Frömmigkeit, der gewaltsamen Familienbetriebsübernahme und damit einhergehenden Ablehnung des Sohnes in seinen eigentlichen Gaben, Fähigkeiten und seiner Identität, sowie das Scheitern und der unsichere kontrollierende Lebensstil, trotz aktuell sicheren, und gut dotierten Arbeitsplatz, verlangte nach Geduld und Zeit, um die komplexen Zusammenhänge zu verstehen.

Hartmut Schott

(mit freundlicher Genehmigung)

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